Universität Leipzig, Handelshochschule Leipzig und FH St. Pölten starten Forschungsprojekt zu Finfluencern
Digitale Medien stehen an der Spitze der bevorzugten Informationskanäle von Privataktionären im deutschsprachigen Raum. Insbesondere junge Aktionäre nutzen auch Social Media, um sich über Börsenthemen, Investitionsoptionen und auch einzelne Aktien zu informieren. In diesem digitalen Informationssystem etabliert sich neben Analysten, Journalisten und Anlageberatern ein neuer Typus des Informationsintermediärs: der Finfluencer.
Als Influencer werden Personen bezeichnet, die – häufig kommerziell motiviert – regelmäßig Inhalte zu einem Thema in digitalen Medien veröffentlichen und dadurch einen gewissen Einfluss auf das interessierte Publikum ausüben. Finfluencer spezialisieren sich dabei auf finanzielle Themen. Vor allem auf den Social-Media-Kanälen YouTube und Instagram erreichen Finfluencer heute ein beträchtliches Publikum und beeinflussen so Wissen, Einschätzungen und Stimmungen von Aktionären.
Für börsennotierte Unternehmen sind Finfluencer daher eine neue Zielgruppe. Anzahl, Art und Qualität der Finfluencer sind jedoch bisher weitgehend unbekannt. Daher zögern Emittenten, mit dieser Zielgruppe zu interagieren und auch kooperieren – und vergeben damit die Möglichkeit, Einfluss auf ihre Darstellung durch Finfluencer zu nehmen.
Ein neues Forschungsprojekt der Handelshochschule Leipzig, FH St. Pölten und Universität Leipzig wird Licht in den bislang wenig transparenten Markt der Finfluencer bringen und Emittenten so Orientierung bieten. Ziel ist es, (1) Finfluencer zu identifizieren, (2) deren Qualität zu analysieren, und (3) zur Qualitätssicherung im Finfluencer-Feld beizutragen. Das Projekt wird unterstützt durch den DIRK – Deutscher Investor Relations Verband, IR club Schweiz und Cercle Investor Relations Austria (CIRA).
Das Projekt wird bis Ende 2023 drei Schritte umfassen:
- Schaffung einer Marktübersicht: Es soll ein Überblick aktuell tätiger Finfluencer im deutschsprachigen Raum erstellt werden, die wesentliche Strukturmerkmale festhält (wie etwa Plattformen, Schwerpunktthemen, Reichweite, Publikationsformen und -frequenz, etc.).
- Erstellung eines Qualitätsrankings: In einem zweiten Schritt erarbeitet das Projektteam Qualitätsmerkmale der Finfluencer-Angebote und erstellt darauf aufbauend ein Qualitätsranking.
- Erarbeitung eines Ethikkodexes für Finfluencer: In einem dritten Schritt wird gemeinsam mit Vertretern der Finfluencer-Praxis sowie Emittenten und Verbänden ein Ethikkodex für Finfluencer erarbeitet. Finfluencer werden eingeladen, sich auf diesen zu verpflichten. Dies wiederum fließt in künftige Qualitätsrankings ein.
Das Projekt bietet Emittenten somit einen Überblick über den Finfluencer-Markt und erleichtert die Orientierung, welche Finfluencer sich als Zielgruppen oder Kooperationspartner anbieten und in der Kapitalmarktkommunikation berücksichtigt werden können oder sollten. Den Finfluencern bietet das Projekt einen erleichterten Zugang zu den Investor-Relations-Angeboten börsennotierter Unternehmen.
Team
Prof. Dr. Christian Pieter Hoffmann
Universität Leipzig, Center for Research in Financial Communication
Prof. Dr. Henning Zülch
HHL Leipzig Graduate School of Management
FH-Prof. Mag. Monika Kovarova-Simecek
FH St. Pölten
Partner
DIRK – Deutscher Investor Relations Verband
IR club Schweiz
Frühere Publikationen:
Jonas, H., Hoffmann, C. P., & Binder-Tietz, S. (2022). Kapitalmarktkommunikation für die neue „Generation Aktie“. Eine empirische Untersuchung der Anforderungen junger Privatanleger:innen an die Kommunikation von Aktiengesellschaften und Finanzdienstleistern. DIRK-Forschungsreihe, Band 29. Frankfurt: DIRK- Deutscher Investor Relations Verband.
Kovarova-Simecek, M., Barrantes, E., & Müllner, J. (2023). The influence of finfluencers.
Fuchs, S., Michl, J., & Hoffmann, C. P. (2022). YouTube als Informationsquelle für die neue “Generation Aktie“. Eine Analyse der YouTube-Videos von deutschen Finfluencer:innen. Center for Research in Financial Communication.